Welche Formen des Facelifting gibt es? (2024)

Die Palette eines gut ausgebildeten Plastischen und Ästhetischen Chirurgen ist groß. Es führen viele verschiedene Wege nach Rom. Natürlich weiß er, dass er häufig Kompromisse eingehen muss, um seine Patienten nicht zu gefährden. Jedenfalls geht es nicht „durch Auflegen der heiligen Chirurgenhände auf das Gesicht“. Man hat leider manchmal den Eindruck, dass einige Patienten dies intuitiv sogar erwarten. Die Durchführung eines Facelift bedeutet große Verantwortung für den Chirurgen. Er muss nicht nur die Hautqualität und die allgemeine Gesundheit, sondern – ganz wichtig! – die individuelle Psyche und auch die Erwartungshaltung seines Patienten zwingend mit einbeziehen. Es hilft gar nichts, wenn ein Patient sein Facelifting zwar gesundheitlich, nicht aber von Seiten seiner inneren Körperhaltung tolerieren kann. Oder jemand, der versucht, durch Veränderung seines Gesichts die Reaktion seiner Umwelt auf sich selbst zu verändern statt sich selbst, wird immer unzufrieden sein. Eine Ehefrau, die versucht, durch ein Facelift ihren „abtrünnigen Ehemann“ von seiner Geliebten „zurückzulocken“, wird immer verlieren und daher enttäuscht sein. Das sind Dinge, die man von einem Facelifting nicht erwarten kann und darf.

Facelifting und Hautqualität

Andererseits kann eine Gesichtsstraffung niemals die Hautqualität verbessern. Die Haut und die Strukturen darunter werden gestrafft, aber in ihrer Struktur nicht verbessert. Zur Verbesserung der Hautqualität gibt es wieder andere Behandlungstechniken wie z. B. ein

  • BLUE PEEL
  • Hyaluronsäure / Faltenbehandlung
  • Laserbehandlung
  • Eigenfett – Transplantation, Lipostructure

Gleichzeitiges Facelifting und Hautverbesserung wird zwar manchmal durchgeführt, ist jedoch auch deutlich riskanter und daher genau abzuwägen.

Die Planung

Es ist Aufgabe des Plastischen und Ästhetischen Chirurgen, seiner Patientin / seinem Patienten genau zuzuhören und die individuelle Erwartungshaltung an eine solche Operation herauszufiltern. Danach werden übertriebene Erwartungen manchmal notwendigerweise auf ein „vernünftiges“, machbares Niveau abgesenkt und die individuell am besten zusagende Art des Facelift genau und ausführlich besprochen.

Jeder Mensch sieht sein Gesicht und das seiner Mitmenschen anders. Jeder Mensch kann nur Teile eines Gesichts wirklich intensiv wahrnehmen, auch wenn wir alle glauben, dasselbe Gesicht auf die gleiche Art und Weise zu sehen. Der Eine bemerkt fast nur die Nase, der Andere nur die Augenpartie, der Dritte folgt ausschließlich den Lippen seiner Kontaktperson und dem Vierten ist das Gesicht „völlig egal“, wenn das Gegenüber nur schöne Hände oder Füße hat.

Das alles muss der Plastische Chirurg aus dem Gespräch heraus auf seinen Patienten bezogen erkennen und berücksichtigen. Nur dann kann er gezielt die „richtige“ Operationsform auswählen.

Das Standard - Facelift

Es gibt kein Facelifting, das immer gleich ist. Eine solche Operation muss von einer Grundtechnik aus individuell an jeden einzelnen Patienten angepasst werden.

Auch hat das Standard – Facelift über die Jahrzehnte eine große Entwicklung und Weiterentwicklung durchschritten, die maßgeblich an den Erfolgen ... und Misserfolgen ... orientiert war. Fast jeder kennt das „Hildegard Knef – Gesicht“ und viele, die zur Facelift – Beratung kommen, fürchten genau das. Hildegard Knef hatte als starke Raucherin eine entsprechende Hauterschlaffung und eine Wiederherstellung durch Gesichtsstraffung angestrebt. Die Hautelastizität war jedoch unwiederbringlich verloren. Der Fehler, den ihr Ästhetischer Chirurg damals begangen hatte, war vielseitig. Einerseits hatte er offensichtlich lediglich die Haut gestrafft, nicht aber das Gewebe darunter, das sog. SMAS. Andererseits war damals noch nicht dasjenige Verständnis für die Alterungsvorgänge im Gesicht da, wie wir es heute haben.

Bei der Gesichtsalterung sinken die Gesichtsweichteile (nicht alleine die Haut!) der Schwerkraft der Erde entsprechend vertikal nach unten (siehe LVMF / Lifting Verticale Meso – Faciale), die Zugrichtung des Facelift erfolgte jedoch nach hinten, um die Narbe „hinter den Ohren“ zu verstecken. Hierdurch muss zwangsläufig ein unnatürliches Aussehen die Folge sein, eben das “Knef – Gesicht“.

Die modernen Facelift – Techniken berücksichtigen die natürlichen Alterungsvorgänge des Gesichts und liften weniger horizontal nach hinten, sondern bestmöglich vertikal nach oben. Dadurch entsteht ein viel natürlicherer, postoperativer Gesichtsausdruck.
Eine von mir geliftete ärztliche Kollegin mit einem ordentlichen Sonnenschaden ihrer Gesichtshaut (leidenschaftliche Cabrio – Fahrerin) hatte es einmal auf den Punkt gebracht: „Niemand hat wirklich postoperativ etwas bemerkt. Alle haben nur gesagt, dass ich so erholt aussehe und gefragt, wo ich in Urlaub war“. Ein besseres Lob kann ein Ästhetischer Chirurg nicht von seiner Patientin bekommen.

Die OP - Technik

Beim Facelift wird also die Haut in unterschiedlich großem Umfang von den darunter gelegenen Gesichtsstrukturen operativ getrennt und entsprechend angespannt. Zu starker Zug führt zu Durchblutungsstörungen dieses Hautlappens (siehe "Die Misere des Ästhetischen Chirurgen beim Facelifting für Raucher"), andererseits weiß man heute, dass der Zug an der Haut alleine nicht zu ausreichend guten, natürlichen Ergebnissen führen kann, auch wenn der Laie das so meinen möchte.
Daher wird diese OP-Technik durch das sog. SMAS-Lift ergänzt.

Die Narbenführung

Die Narben des Standard - Facelifting verlaufen in den meisten Fällen vor dem Ohr, entweder teilweise in den äußeren Ohrkanal hinein (ein exzellentes Versteck) und entweder genau vor der Schläfenbehaarung in Richtung Stirn oder in die Schläfenbehaarung hinein. Vor dem Ohr zieht die Narbe um das Ohrläppchen herum hinter das Ohr und von dort aus entweder am unteren Rand der Kopfbehaarung nach hinten oder in die untere Kopfbehaarung hinein.

Insgesamt werden die Narben bei schonender Operationstechnik im Allgemeinen sehr fein und sind auch für den Fachmann nach gewisser Zeit oft nicht mehr oder fast nicht mehr sichtbar. Regelmäßig stören sie die operierte Person bei fachgerechter Durchführung eher nicht. Wichtig ist nur, dass durch die OP – Technik nicht der Haaransatz zu weit nach hinten verschoben oder das Ohrläppchen durch den Narbenzug nicht grotesk verzogen wird.
Als Folge des Standard – Facelift (auch des SMAS – Lift) kommt es naturgemäß regelmäßig zu einem Taubheitsgefühl der Wangenregion, das sich mit der Zeit immer weiter zurückbildet, bis am Ende eine eher kleine, „taube“ Insel vor dem Ohr zurückbleibt. Ich kenne keinen meiner Patienten, der sich abschließend darüber beklagt hätte. Meist wird es gar nicht mehr bemerkt.

Das SMAS – Lift (Sub – Muscular Aponeurotic System)

Nachdem man unter den Ästhetischen Chirurgen festgestellt hatte, dass die alleinige Hautstraffung des Gesichts nicht wirklich zum erwünschten Erfolg führt, wurde nach neuen, besseren Techniken gesucht. Man fand sie mit dem SMAS – Lift. Das SMAS beschreibt ein regelmäßig vorhandenes, sehniges System zwischen Unterhaut – Fettgewebe und Gesichtsmuskulatur, das Zugkräfte sehr gut toleriert, ohne das Gesicht hierdurch zu entstellen. Es kann technisch in verschiedene Richtungen geführt werden, auch vertikal nach oben. Dadurch lassen sich die Gesichtsweichteile oft sehr gut in die jugendliche Ursprungsposition zurückführen und dort fixieren. Üblicherweise erfolgt dies mit hochwertigem, bleibendem, permanentem Fadenmaterial, das sich nicht auflösen darf, damit die Gesichtsweichteile nicht wieder in die gealterte Position zurücksinken, bevor sie in ihrer neuen, „jüngeren“ Position sicher angewachsen sind. Die bleibenden Fäden sind nicht spürbar.

Kleiner Nachteil beim SMAS – Lifting ist, dass man zwecks Mobilisierung und Verschiebung dieser Sehnenstruktur ihre Trennung vom darunter befindlichen, motorischen Nervensystem bewirken muss. Die motorischen Gesichtsnerven, die unsere Gesichtsmimik auslösen, verlaufen gut geschützt unter dem SMAS von ihrem Durchtrittspunkt unter der Ohrspeicheldrüse nach vorne in Richtung Wange und Mund. Dort müssen sie im Rahmen des operativen Vorgehens gesehen und bestmöglich geschützt werden. Daher empfiehlt sich solch eine SMAS – Operation immer unter Zuhilfenahme einer OP – Lupenvergrößerung.

Ein erfahrener Chirurg wird diese Nervenverläufe bestens kennen und respektieren, so dass er das Risiko auf geringstmöglichem Niveau hält. Eine Verletzung dieser Nerven kann zu vorübergehender, schlimmstenfalls dauerhafter Teillähmung einzelner Gesichtsmuskeln führen und damit auch den mimischen Ausdruck des Gesichts ungewollt verändern.
Trotz dieses theoretischen Risikos ist das SMAS – Lifting in den Händen eines erfahrenen Ästhetischen Chirurgen eine relativ risikoarme Operation.

Die Durchführung des SMAS – Lift empfiehlt sich in Allgemeinnarkose (sog. „Vollnarkose“), um nicht durch plötzliche, unbeabsichtigte Bewegungen des Patienten während seiner OP die Nervenstrukturen zu gefährden.

Das „Neue Facelift“ (LVMF = Lifting Verticale Meso – Faciale)

Dieses relativ neue Operationsverfahren im Rahmen der Ästhetischen Gesichtsverjüngung basiert auf der - ebenfalls neueren – Erkenntnis, dass die Alterung des Gesichts nicht in horizontaler, sondern vorwiegend in vertikaler Richtung stattfindet. Insofern ist es nur konsequent, die Gesichtsstraffung in rein vertikaler Richtung durchzuführen. Dies erfolgt in Allgemeinnarkose (sog. „Vollnarkose“). Die Operationsergebnisse sind verblüffend natürlich und ausgesprochen narbenarm.
Weitere Informationen

Das Mittelgesichts – Lifting über die Augenlidstraffung

Obwohl das sehr effektive „neue Facelift“ zu exzellenten Resultaten führen kann, musste ich gleichzeitig feststellen, dass hierdurch trotz des Unterlid – Randschnittes nicht alle besonders hohen Anforderungen an die Unterlidstraffung in vollem Ausmaß erfüllt werden können. Daher habe ich dieses Verfahren im Umfang einerseits reduziert, andererseits mit den modernsten Techniken der Unterlidstraffung kombiniert. Die Ergebnisse waren auch für mich verblüffend gut und äußerst natürlich. Abgesehen von der bei dieser OP – Technik länger bestehenden, natürlichen Schwellneigung der Augenlider, die sich – bei jedem einzelnen Patienten oft sehr unterschiedlich - hauptsächlich in den ersten 2-3 Wochen nach der OP auswirkt, lassen sich mit großer Regelmäßigkeit recht gute Ergebnisse mit sehr zufriedenen Patientinnen und Patienten erzielen. Der Liftingeffekt kann sich bis zur Nasolabialfalte (Nasen – Lippen – Falte) erstrecken (Abflachung der Nasolabialfalte durch das Mittelgesichts – Lifting). Die Narben sind nach einiger Zeit nicht mehr erkennbar. Die Kombination mit einer Oberlidstraffung empfiehlt sich meistens.
Siehe auch: Augenlidkorrektur / Die Unterlidstraffung mit Orbicularis – Muskellifting und Ausbreitung der Fettpolster im Mittelgesicht (Stufe 4)


Das Minilift

Das Minilift ist eine Art „Verkaufsschlager“. Diese Wort - Kreation signalisiert der Interessentin, dass durch eine „kleinere“ Gesichtsstraffung auch ein ausreichender Liftingeffekt erreicht werden kann. Die Narbenverläufe sind hierbei oft genauso weit wie bei einem großen Facelift. Der Nutzen ist umgekehrt sehr gering bis fast nicht vorhanden. Etwa so, als zöge man seine Socken eben nur zur Hälfte an. Was soll das ...?

Eine meiner Patientinnen, die an anderer Stelle solch ein „Minilift“ erhalten hatte, brachte es genau auf den Punkt: „Mein Minilift hat genauso lang gehalten, wie die postoperative Schwellung da war. Danach war alles wieder beim Alten“.
Dies ist der Hauptgrund, warum ich ein Minilift nicht empfehle.

Das S - Lift

Das S – Lift ist mehr oder weniger eine Form des Minilift und kann daher von mir ebenfalls nicht als dauerhaft wirksames Facelifting empfohlen werden. Die Standard - Narbenführung ist hierbei „s – förmig“ abgeändert. Letztlich wurde hierbei wieder „etwas neues, Interessantes“ kreiert, um für eine gewisse Zeit einen „Verkaufsschlager“ unter die Leute zu bringen.

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Author: Tish Haag

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